Wald von oben mit Seenplatte in Weltkartenform

Treibhausgasfußabdruck des Portfolios der Exportkreditgarantien

Klimafreundliche Exportförderung

Fortschrittsmessung der Klimastrategie für Exportkreditgarantien

Um die deutsche Exportwirtschaft bei der Transformation zu begleiten, wird das Portfolio der Exportkreditgarantien (EKG) auf einen 1,5-Grad-Pfad ausgerichtet. Dafür werden klimafreundliche Projekte mit Deckungserleichterungen besonders gefördert und Projekte, die nicht mit einem 1,5-Grad-Pfad vereinbar sind, von Deckungen ausgeschlossen.

Link zur Klimastrategie

 

Der Fortschritt bei der Ausrichtung des EKG-Portfolios auf das 1,5 Grad-Ziel wird anhand seines Treibhausgasfußabdrucks (THG-Fußabdruck) gemessen. Dieser soll für Projekte in fortgeschrittenen Volkswirtschaften bis 2045 und in sich entwickelnden und aufstrebenden Volkswirtschaften bis 2050 auf Netto-Null reduziert werden.

Methodik

Der Klimastrategie für die Exportkreditgarantien entsprechend wird der THG-Fußabdruck für sämtliche mit Einzeldeckungen geförderte Investitionsprojekte berechnet und ist damit ein valider Maßstab für die Wirksamkeit der klimastrategischen Kriterien. Der Fußabdruck erfasst die mit den Projekten, bzw. mit der Verwendung der vom Bund abgesicherten Lieferungen und Leistungen verbundenen THG-Emissionen. 

Einen internationalen Standard für die Berechnung von Portfolio-Emissionen eines Förderinstruments wie den EKG gibt es derzeit noch nicht. Deshalb wurde auf Basis des anerkannten Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) „Financed Emissions“-Standards für Banken ein Ansatz eigens für die Berechnung des EKG-Portfolios entwickelt.

Im Einklang mit dem PCAF-Standard werden dem Bund dabei für alle Deckungen, die sich im Bestand befinden, die Emissionen eines Projekts in Höhe des Anteils des aktuellen Entschädigungsrisikos an der Gesamtfinanzierung des Projekts zugerechnet.

Abb.: Allgemeine Berechnungsformel für den THG-Fußabdruck

 

THG-Fußabdruck, Formel | Exportkreditgarantien des Bundes

Für Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien können gemäß PCAF-Standard zusätzlich die sogenannten vermiedenen Emissionen berechnet und separat ausgewiesen werden. Dabei handelt es sich um eine hypothetische Berechnung der Emissionen, die durch den Wegfall von fossil erzeugter Energie eingespart wurden.

Der THG-Fußabdruck sowie die vermiedenen Emissionen werden jährlich berechnet und veröffentlicht. Der Fußabdruck bestimmt sich dabei aus den Emissionen des Deckungsbestands zum Stichtag 31.12. des jeweiligen Berichtsjahres.

Da die Höhe und die Zusammensetzung des jährlichen Neugeschäfts ebenso schwanken wie die Rückzahlungsprofile einzelner Exportkredite, ist auch beim jährlichen THG-Fußabdruck keine lineare Entwicklung der Emissionen zu erwarten. Belastbare Schlussfolgerungen bzgl. der Wirksamkeit der EKG-Klimastrategie werden sich im Mehrjahresvergleich ziehen lassen.

Icon: Globus von Blatt mit Biene umkreist

Betrachtete Emissionen

THG-Fußabdruck, betrachtete Emissionen

Berücksichtigt werden alle gemäß der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen wesentlichen Treibhausgase. Dabei werden sowohl die direkten Scope 1 als auch die durch Zukauf von Energie entstehenden Scope 2 Emissionen der gedeckten Projekte berechnet. Für diejenigen Sektoren, für die entsprechende Daten bzw. Emissionsfaktoren vorliegen, werden zusätzlich die aus der Lieferkette entstehenden, einem Projekt vorgelagerten Scope 3 Emissionen (Upstream) berechnet. Für Projekte der Förderung, Aufbereitung, des Transports und der Lagerung fossiler Energieträger werden zusätzlich auch die nachgelagerten Scope 3 Emissionen (Downstream) berechnet.

Datenquellen und Datenqualität

Gemäß der OECD Common Approaches müssen alle Projekte, bei denen es sich um fossile Kraftwerke handelt oder deren jährliche Emissionen 25.000 Tonnen CO2-Äquivalente (CO2e) überschreiten, ihre THG-Emissionen berechnen. Soweit solche Emissionsangaben oder anderweitige projektspezifische THG-relevante Daten vorliegen, werden diese für die Berechnung des Fußabdrucks genutzt. Andernfalls werden die Emissionen anhand von sogenannten Emissionsfaktoren ermittelt. Emissionsfaktoren sind sektorspezifisch und/oder landesspezifisch und werden in CO2e/ Euro Asset Value ausgedrückt. Beispielsweise würde für eine gedeckte Papiermaschine in Mexiko ohne spezifische Projektdaten das verbliebene Entschädigungsrisiko in Euro mit den durchschnittlichen THG-Emissionen der Papierbranche in Mexiko in CO2e/Euro multipliziert werden.

Die Nutzung verschiedener Daten- und Berechnungsansätze steht im Einklang mit dem PCAF-Standard und wird durch die Einstufung und den Ausweis der unterschiedlichen Datenqualitäten transparent belegt. Hierfür wird die Datenqualitätsskala von PCAF verwendet, die mit Score 1 verifizierte Emissionsangaben und mit Score 5 Emissionsschätzungen anhand von Emissionsfaktoren bewertet. 

Baseline

Der THG-Fußabdruck für das EKG-Portfolio wurde erstmalig für das Jahr 2022 berechnet. Diese Ergebnisse dienen als Ausgangswerte (Baseline), um zukünftige Fortschritte und Veränderungen der Emissionswerte messen zu können. Die Scope 1 & 2 Emissionen bilden dabei die Baseline für das Netto-Null-Ziel der Klimastrategie für EKG.

Sollten in Zukunft Änderungen der Datenquellen oder des Berechnungsansatzes erforderlich werden, die sich erheblich auf das Ergebnis auswirken, würde auch die Baseline neu berechnet werden, um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse im Zeitablauf sicherzustellen.

Ergebnisse, THG-Fußabdruck | Exportkreditgarantien

Ergebnisse

Scope 1 & 2 Emissionen 2022/23

Zum Stichtag 31.12.2023 waren mit der Verwendung der vom Bund abgesicherten Lieferungen und Leistungen im Jahr 2023 Scope 1 & 2 Emissionen in Höhe von 30,7 Mio. Tonnen CO2e verbunden. Die Höhe der partiell ermittelten Scope 3 Emissionen für das Jahr 2023 beträgt 26,2 Mio. Tonnen CO2e. Dies stellt eine Senkung im Vergleich zum Vorjahr dar, in dem die Scope 1 & 2 Emissionen bei 35,6 und die Scope 3 Emissionen bei 29 Mio. Tonnen CO2e lagen.

Emissionsintensität, THG-Fußabdruck | Exportkreditgarantien

Da das Entschädigungsrisiko zum Stichtag jedes Jahr stark schwanken kann und somit auch die absolute Summe der Scope 1 & 2 Emissionen beeinflusst, ist die Emissionsintensität ein aussagekräftigerer Indikator für den Fortschritt der Klimastrategie. Die Emissionsintensität setzt die THG-Emissionen ins Verhältnis zum Entschädigungsrisiko.

Die Intensität der Scope 1 & 2 Emissionen ist im Jahresvergleich gesunken. Im Jahr 2023 waren eine Million Euro Entschädigungsrisiko durchschnittlich mit 604 Tonnen CO2e verbunden, während dieser Wert im Jahr 2022 noch bei 703 lag.

Vermiedene Emissionen  2022/23, THG-Fußabdruck | Exportkreditgarantien

Mit Erneuerbare Energien Projekten konnten im Jahr 2023 Emissionen in Höhe von 9,2 Mio. Tonnen CO2e vermieden werden – ein starker Zuwachs im Vergleich zu 4,2 Mio. Tonnen CO2e berechneten vermiedenen Emissionen im Jahr 2022. Dieser Anstieg liegt vor allem an einer mehr als Verdoppelung des Entschädigungsrisiko bei erneuerbaren Energien in 2023. Auf Grund von drei neuen großvolumigen Projekten mit hoher jährlicher Energieerzeugung (u. a. Großstaudämme) ist in 2023 jedoch auch die Emissionsvermeidungsintensität (vermiedene Emissionen pro gedeckter Euro) gestiegen.

Die nach Emissionsanteil gewichtete Datenqualität für die Scope 1 & 2 Emissionen beläuft sich in 2023 gemäß dem PCAF-Score auf 3,6.  

Anteile der Schlüsselsektoren an den Gesamtemissionen des EKG-Portfolios
in den Jahren 2022 und 2023

Diagramm, Anteil an den Gesamtemissionen 2022/23 | Exportkreditgarantien

Der Deckungsbestand besteht aktuell überwiegend aus Geschäften, die weit vor Inkrafttreten der Klimastrategie in Deckung genommen wurden. Entsprechend ist insbesondere der Anteil an Emissionen aus dem Bereich der fossilen Energien mit 55% in 2023 (bzw. 58% in 2022) noch sehr hoch. Die Emissionsanteile bestätigen insgesamt die Auswahl der Schlüsselsektoren für die Sektorleitlinien der Klimastrategie: nur 17% der Emissionen in 2023 (bzw. 14% in 2022) stammen aus Deckungen, die nicht in einem Schlüsselsektor fallen (bzw. gefallen wären). Darunter fallen u.a. größtenteils Deckungen für Maschinen der verarbeitenden Industrie (z. B. Kunststoffherstellung) sowie für Maschinen für die Papier-, Holz-, Leder- und Textilherstellung.

THG-Fußabdruck, Emissionsintensität und ausstehendes Entschädigungsrisiko nach den Schlüsselsektoren der Klimastrategie in den Berichtsjahren 2022 und 2023 (Stichtag: 31.12.)

 

2022

2023

Absolute 
THG-Emissionen nach Schlüsselsektoren

Entschädigungsrisiko (Mrd. €)1

Scope 1 & 2 
Emissionen
(Mt CO2e) 

Emissions-
intensität (Scope 1 & 2)
(t CO2e/Mio. €)

Entschädigungsrisiko (Mrd. €)1

Scope 1 & 2 
Emissionen 
(Mt CO2e) 

Emissions-
intensität (Scope 1 & 2)
(t CO2e/Mio. €)

Fossile Energie

6,5

20,9

3.195

5,8

17

2.932

Zivile Luftfahrt

3,4

4,2

1.246

2,9

3,5

1.193

Chemie

5,4

1,6

311

5

1,9

388

Zivile Schifffahrt

14,4

2,8

194

11,6

2,1

184

Metall

1,6

1,2

746

1,6

1,1

680

Sonstige

14,5

4,9

337

16,3

5,1

303

Total

50,6

35,6

703

50,8

30,7

604

 
Vermiedene 
THG-Emissionen durch erneuerbare Energien
Entschädigungsrisiko (Mrd. €)Vermiedene Emissionen 
(Mt CO2e)
Emissions-
vermeidungs-
intensität
(Scope 1 & 2)
(t CO2e/Mio. €)
Entschädigungs-
risiko 
(Mrd. €)
Vermiedene Emissionen 
(Mt CO2e)

Emissions-
vermeidungs-
intensität
(Scope 1 & 2) 
(t CO2e/Mio. €)

Total

4,9

4,2

856

7,5

9,2

1.235

 

1 Das betrachtete Entschädigungsrisiko bezieht sich auf das (Rest-)Obligo von Einzeldeckungen. Zinsen werden hierbei nicht berücksichtigt (nur Kapital-Betrag). Der Gesamtwert enthält auch Erneuerbare-Energien-Geschäfte in Höhe von 7,6 Mrd. EUR (2023) bzw. 4,9 Mrd. EUR (2022), deren Treibhausgasemissionen (Scope 1&2) als vernachlässigbar (null) angenommen werden. 

 

Hinweise und Annahmen

  • Für den THG-Fußabdruck bei EKG wurde stets ein konservativer Ansatz gewählt, der zu einer Überschätzung der Emissionen führt. Beispielsweise wird nicht zwischen der Bau- und der Betriebsphase von Projekten unterschieden. Ab Indeckungnahme eines Projekts wird von vollen Betriebsemissionen ausgegangen, auch wenn eine gedeckte Anlage erst später in Betrieb geht. Wenn keine eindeutigen Informationen zu Geschäften vorliegen, werden die höheren Emissionsfaktoren gewählt. Zum Beispiel lässt sich bei Kohlekraftwerken nicht automatisch auswerten, ob diese mit Braun- oder Steinkohle betrieben werden. Im Sinne des konservativen Ansatzes wird daher mit dem höheren Braunkohle-Emissionsfaktor gerechnet.
     
  • Die Sektoren bzw. Untersektoren der Emissionsfaktoren entsprechen nicht 1:1 den Sektoren bzw. Warenarten des EKG-Portfolios. Es wurden daher teilweise Annahmen und Näherungen getroffen.
     
  • Als Berichtsdaten werden die aktuellsten bekannten Berichtsdaten verwendet. Diese können zeitverzögert sein (z. B. Nutzung von berichteten Daten des Berichtsjahres 2022 eines Projekts für die THG-Berechnung 2023).
     
  • Die Ergebnisse sind nicht mit Ergebnissen von anderen Finanzinstitutionen oder Exportkreditagenturen vergleichbar, da sich die Methodik und die zugrunde liegenden Förderinstrumente unterscheiden können. Die Ergebnisse und die Entwicklung sind nur im Kontext des Monitorings der EKG-Klimastrategie zu betrachten.

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Amandine John-Herpin
ESG, Climate Strategy, Carbon Accounting
Omoniyi Osoba
ESG, Climate Strategy, Klimaprüfung