AGA-Report 328
Wie lassen sich die international vereinbarten Klimaziele in Einklang bringen mit weltweit wachsendem Energiebedarf?
Jörg Steinhäuser, Siemens Energy
In der April-Sitzung des Interministeriellen Ausschusses für Exportkreditgarantien gab der Executive Vice President Finance der Siemens Energy AG Jörg Steinhäuser einen Ausblick auf die Energieversorgung weltweit. Er machte die Herausforderungen an vier Trends fest: Demand, Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Digitalisierung.
Demand growth (steigende Nachfrage):
Bis 2040 muss bis zu 50 % mehr Energie produziert werden. Allein in den kommenden acht Jahren nimmt der Energiebedarf jährlich um 3 % zu – 1.000 Terawattstunden (TWh) müssen jedes Jahr zusätzlich produziert werden, um den Energiebedarf der wachsenden Weltbevölkerung decken zu können.
Dekarbonisierung:
Dem Anstieg an Energiebedarf pro Jahr steht das politische Ziel gegenüber, 8 % CO2-Emissionen jährlich einzusparen, um das 1,5°C-Ziel bis 2050 erreichen zu können. Daraus ergibt sich ein extremer Bedarf an klimaneutraler Energieversorgung. Wie können wir den wachsenden Strombedarf decken und gleichzeitig den Weg gestalten in eine klimafreundliche Zukunft – nachhaltig, bezahlbar und zuverlässig? Neben dem massiven Ausbau erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung wird daher auch an umweltfreundlichen Alternativen gearbeitet, wie elektrischen Schiffsantrieben oder auch mit Landstromanschlüssen am Hamburger Hafen für Kreuzfahrtschiffe – wichtige Beispiele entlang der Kette, um Emissionen zu senken. H2-ready Gaskraftwerke mit Erdgas als Brückenbrennstoff werden dabei eine wichtige Rolle spielen, um große Mengen an erneuerbarem Strom zu ermöglichen.
Dezentralisierung:
In der Vergangenheit bildeten (wenige) große, konventionelle Kraftwerke das Zentrum der Energieversorgung. Die Erzeugung erfolgte in der Regel nahe der Lastzentren. Das verändert sich grundlegend: Heute haben wir ein wesentlich komplexeres System zur Energieerzeugung. Künftig werden verschiedene Erzeugungsarten kombiniert werden müssen. Die Einspeisung hat sich beispielsweise durch die Nutzung von Sonnenenergie oder den Anschluss von Windparks auf immer mehr Orte und Energiequellen differenziert.
Digitalisierung:
Angesichts des wachsenden Bedarfs an Energie und der dezentralen Erzeugung wird Digitalisierung für die Steuerung und Stabilisierung der dezentralen Stromnetze immer wichtiger. Die Einspeisungen erneuerbarer Energiequellen, z.B. Sonnen- oder Windenergie, unterliegen starken Schwankungen. Neben der disponiblen Erzeugung in Kraftwerken ist daher auch ein Einspeise- und Lastmanagement essenziell, damit die Lichter in den Haushalten oder Produktionsstätten nicht ausgehen (Blackout-Vermeidung) oder die Netze Schaden nehmen.
Ausblick auf Rohstoffbedarf für Zukunftstechnologien
Der Bedarf an Kupfer und Stahl wird massiv zunehmen. Das wird am Beispiel von Photovoltaik- und Windkraftanlagenausbau besonders deutlich: Allein für die Realisierung der geplanten Hochspannungs-Gleichstrom Projekte (Onshore & Offshore) bis 2035 in Deutschland braucht es Schätzungen zufolge ca. 64.0000 Tonnen Kupfer, die einem Äquivalent von 12 Millionen Elektroautos entsprechen sowie rund 15,6 Millionen Tonnen Stahl – das 200-fache dessen, was am Berliner Flughafen verbaut wurde.
Die aktuelle politische Situation führt mit Ausfall der Stahlwerke im Donbass schon jetzt zu erheblichen Lieferengpässen. „Kurzfristig kann diese Situation zu Verzögerungen oder zur Nicht-Realisierung von Beschleunigungen führen. In jedem Fall wird es unumgänglich sein, auch auf fossile Energie zurückzugreifen. Mittelfristig führt eine solche Situation sicherlich bei hohen Rohstoffpreisen auch zu steigenden Kosten für die Verbraucher“, sagte Steinhäuser mit Blick auf die nächsten Jahrzehnte.
Jörg Steinhäuser, Siemens Energy
In nur vier Fragen zu einer ersten Entgelt-Indikation – der neue Premium Calculator
„How much does it cost?“ ist eine der drängendsten Fragen der ausländischen Kunden der Exportunternehmen. Der neue Premium Calculator, der aus einer KMU-Initiative heraus entstand, liefert eine erste Indikation* – und das mit nur vier Eingaben und in weniger als einer Minute! Exporteure und Banken, die uns bereits während einer Testphase Feedback gaben, hoben besonders folgende Vorteile hervor:
Intuitive Nutzung
Das Tool ist sehr simpel, intuitiv und schnell.
Angebote vergleichen
Auch wenn die Gebühren und Entgelte im Voraus gezahlt werden und sich nichts an der Systematik ändert, wird der mögliche Prozentsatz auf Jahresbasis angezeigt. So ist es erstmals auf Knopfdruck möglich, die Gesamtkosten mit anderen Finanzierungsalternativen zu vergleichen.
Zuschnitt auf ausländische Kunden der Exporteure
Der Premium Calculator ist auch für ausländische Kunden konzipiert und steht allen Nutzern auf Englisch zur Verfügung.
Tilgungsplan
Ein erster Tilgungsplan wird angezeigt und so die erforderliche Strukturierung veranschaulicht.
Wir sind stolz darauf, dass wir eine weitere simple Anwendung entwickelt haben, die einen echten Mehrwert schafft. Auch für die Weiterentwicklung gibt es bereits viele Ideen:
Exporteure und Banken wünschen sich insbesondere in den ersten Verhandlungs-Situationen mit ihren ausländischen Kunden im Hinblick auf die Absicherungsmöglichkeiten von Exportfinanzierungen noch mehr Unterstützung. Wir entwickeln daher fortwährend und mit modernen kundenzentrierten Methoden neue Tools, die mit wenigen Klicks erste Indikationen ermöglichen. Dazu gehört auch der beliebte Hermesdeckungen Machbarkeits-Check, bei dem Sie bereits nach fünf einfachen Fragen erfahren, ob sich das Exportgeschäft grundsätzlich für eine Absicherung eignet.
Übrigens lässt sich der Premium Calculator – wie auch unser Hermesdeckungen Vorab-Check – ganz einfach in die eigene Website einbauen. Weitere Informationen hierzu sowie zu unseren Schnittstellen finden Sie gesammelt auf unserer Seite "Digitale Services".
Ende der befristeten EU-Ausnahmeregelung für marktfähige Risiken
Die Möglichkeit zur staatlichen Absicherung von Exporten zu kurzfristigen Zahlungsbedingungen auch innerhalb der EU und in ausgewählte OECD-Länder war bis zum 31. März 2022 befristet. Mit den erweiterten Deckungsmöglichkeiten für sog. „marktfähige Risiken“ konnte die Exportwirtschaft in Zeiten von Corona signifikant gestützt werden. Sie galten für alle 27 EU-Staaten sowie Australien, Island, Japan, Kanada, Neuseeland, Norwegen, die Schweiz, die USA und das Vereinigte Königreich. Damit wird dem Gedanken der Subsidiarität Rechnung getragen, da mittlerweile wieder ein ausreichendes Absicherungsangebot durch die private Kreditversicherungswirtschaft zur Verfügung gestellt werden kann.
Markenänderung des privaten Kreditversicherers Euler Hermes in
Allianz Trade
Die Euler Hermes Gruppe hat am 28. März 2022 ihren Markennamen in Allianz Trade geändert. Mit dem Markenwechsel stärkt Allianz Trade ihre Position als Global Player und profitiert noch mehr von der Reputation und Stärke der Allianz Gruppe mit ihrem globalen Netzwerk.
Dieser Markenwechsel betrifft jedoch nicht das Bundesgeschäft der Euler Hermes Aktiengesellschaft.
Die mit der Durchführung der staatlichen Außenwirtschaftsförderinstrumente Exportkreditgarantien und Garantien für Ungebundene Finanzkredite beauftragte Euler Hermes Aktiengesellschaft ist nicht Teil des Markenwechsels. Für Exporteure und Finanzinstitute, die ihre Exportgeschäfte mit einer Bundesdeckung abgesichert haben, ändert sich somit nichts.
Entwicklungen bei den Investitionsgarantien des Bundes
Michael Huber-Saffer, Partner bei der mit der Durchführung des Außenwirtschaftsförderinstruments Investitionsgarantien beauftragten PricewaterhouseCoopers WPG GmbH, Hamburg, berichtete im Interministeriellen Ausschuss für Exortkreditgarantien (IMA) im April über Entwicklungen bei den Investitionsgarantien, mit denen seit Jahrzehnten deutsche Direktinvestitionen im Ausland gegen politische Risiken abgesichert werden.
Im Jahr 2021 hat sich das Deckungsvolumen bei den Investitionsgarantien nahezu verdreifacht: Trotz Corona lag das Neugarantievolumen mit 2,6 Milliarden Euro erneut über dem Vorjahresniveau (2020: 0,9 Milliarden Euro). Insgesamt zeigten die vielen Erstanträge aus dem Jahr 2021, dass die Offenheit des Instrumentes sowie das Krisenmanagement momentan im Trend lägen. „Der Mittelständler hat das Instrument neu entdeckt“, sagte Huber-Saffer im IMA mit Blick auf die hohen Zuwachsraten.
Starke Nachfrage für Projekte in China
Das Deckungsvolumen entfiel in 2021 mit deutlichem Abstand auf Investitionen in China in Höhe von 2,2 Milliarden Euro, gefolgt von Argentinien, Malaysia, Südafrika und Indien. Diese Länder stellten die Top-5-Staaten hinsichtlich genehmigter Anträge dar. Dabei konnten erstmals nach längerer Zeit wieder Investitionsgarantien für Argentinien und Südafrika übernommen werden. Bei den Branchen lägen die Schwerpunkte auf der chemischen und pharmazeutischen Industrie, den Finanzdienstleistungen und der Baustoffindustrie. Bei Neuanträgen sei Russland 2021 seit langer Zeit nicht mehr unter den Top-5-Staaten vertreten. Im Bestandsgeschäft zum Stichtag 31.12.2021 rangierten Russland und die Ukraine noch unter den Top-10-Staaten.
Michael Huber-Saffer, PricewaterhouseCoopers WPG GmbH
Erfolgreiches Krisenmanagement der Bundesregierung
Auch im Jahr 2021 hatte sich die Bundesregierung wieder sehr engagiert und erfolgreich für den Fortbestand einiger in Schieflage geratener Projekte eingesetzt. In 19 von 20 Problemfällen konnten in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung diplomatische Lösungen gefunden werden.